Glücklicherweise verläuft die Grenze seit ein paar Jahrzehnten nur noch zwischen zwei Bundesländern: Thüringen und Niedersachsen.
Wo früher die Grenze zwischen zwei deutschen Staaten und politischen Systemen verlief, erstreckt sich heute das “Grüne Band”, das von Travemünde bis zur Grenze zwischen Bayern, Sachsen und Tschechien reicht.
Wieder unterwegs mit der Pentax ME und eingelegtem Kentmere Pan 400 (btw. immer noch bevor ich ein erstes entwickeltes Foto gesehen hatte) führt uns der Weg kurz hinter der ehemaligen Grenze entlang des Kolonnenwegs über freies Feld. Von dort geht es weiter auf einem neu angelegten Spazierweg von Ellrich zurück in Richtung Walkenried auf niedersächsischer Seite.
Der Kolonnenweg
Kolonnenwege finden sich entlang des gesamten Grünen Bandes. Dabei handelt es sich um betonierte Fahrspuren, über die zu DDR-Zeiten beispielsweise Grenztruppen die Grenze abfahren konnten.
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Schweift der Blick nach Westen, so ist der Grenzzaun bis auf einen letzten Meter abgebaut. Baumreihen säumen einen Graben, der möglicherweise damals künstlich angelegt wurde, um Fluchten mit Fahrzeugen in Richtung Westen zu erschweren.
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Der Weg führt uns über ein freies Feld. Zugegeben, es ist ein mulmiges Gefühl: Im Rücken eine Baumreihe, rechts und links freies Feld, bevor die Berge ansteigen, und vor uns erst einmal lange nichts – bis die Häuser und der Kirchturm von Ellrich in der Ferne sichtbar werden. Das Feld ist voller Wildspuren, offenbar ein beliebter Ort für Wildschweine, die hier ihrem Lauf- und Wühlsport nachgehen.
So nah und doch so fern – damals
Am Ortsrand von Ellrich angekommen, schweift der Blick nach Westen. Am Horizont lässt sich der Ravensberg erahnen, mit bloßem Auge ist auch der Turm auf dem Ravensberg zu erkennen.

Heute ist der Weg über das Feld ein Katzensprung (wenn man nicht gerade mit quengelnden Kindern unterwegs ist :D). Vor dem Mauerfall jedoch war er ein unendlich langer, lebensgefährlicher Weg – falls man ihn überhaupt gehen wollte.

Heute eins
Heute lädt der angelegte Spazierweg dazu ein, entspannt am Feld, an Pferdeställen und durch den Wald zu schlendern.

Neben dem Kolonnenweg erinnert ein Grenzstein daran, dass hier vor Jahrzehnten kein Durchkommen war. Daneben hängt an einem Baum eine Kette mit einem Kreuz – wie ein stiller Wunsch um höheren Beistand, dass solche Zeiten niemals wiederkehren.

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2 comments
Comment by oli
oli 16. Februar 2025 at 20:41
Schön gesehene Details.
Ja, die Innerdeutsche Grenze ist hoffentlich für immer abgebaut – es besteht aber nach fast 40 Jahren noch immer eine Grenze in vielen Herzen und Überzeugungen.
Es gibt noch viel zu tun an der Vereinigung und Demokratie in Deutschland.
Hoffen wir auf das Beste!
Comment by Stefan
Stefan 18. Februar 2025 at 17:21
Danke, Oli!
Gerade wenn man dort entlangläuft tut es schon weh – dieser Gedanke, dass diese Grenze in vielen Köpfen noch da ist oder vielleicht auch erst gewachsen ist?
Wie oft habe ich das Schild „Auch drüben ist Deutschland“ in Museen gesehen, wie lange haben sich Menschen auf beiden Seiten gewünscht, dass diese Grenze verschwindet. Und heute..?
Wie du schon sagst, hoffen wir das Beste!