Zurück zu den Wurzeln – in diesem Fall nicht direkt im fotografischen Kontext, aber mittelbar schon. Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich meine Bilder und Gedanken rund um die Fotografie mit anderen teilen möchte. Nach Jahren des Experimentierens hinter verschlossenen Türen habe ich mich schließlich entschieden, die Tür zum Blog aufzustoßen – allerdings erst, nachdem ich ihn einmal abgerissen und neu aufgebaut hatte.
Die derzeitigen Entwicklungen im Bereich sozialer (Foto-)Medien regten dann weiter zum denken an und letztlich brachte der Blogpost von Michael mich dazu meine eigenen Gedanken beizusteuern.
Mein Rückzug
Ich habe mich dazu entschieden meinen Instagram Account nicht zu löschen, da ich weiterhin, sporadisch zum Zeitvertreib durchscrolle, mir Stories und Reels anschaue, allerdings habe ich mich dazu entschieden meinen Feed vollkommen zu leeren. Neben den immer weniger nachvollziehbaren Regeländerungen und deren Umsetzung war es auch eine „Kleinigkeit“, die mich etwas ratlos zurückgelassen hat: Die Anpassung der Vorschaubildformate im Profil.
Viele Profile hatten ja Bilder angepinnt, die einen Header ergaben, ein in mehrere Posts gesplittetes Bild, das das Profil in der Gesamtheit abrundete. Nach der unangekündigten und nicht kommunizierten (zumindest habe ich nichts vernommen, zugegebenermaßen aber auch keine Motivation gehabt mich aktiv um Informationen zu bemühen) stolperte man dann darüber, dass eben dieses „Headerbild“ nicht mehr passte.
Für mich zeigte sich, dass sowas im Prinzip überall passieren kann, wenn man seine Bilder als „Gast“ irgendwo präsentiert. Der Hausherr entscheidet, wie er sein Haus gestalten möchte und entweder man akzeptiert es oder verlässt es. So habe ich, zumindest für meine Bilder, entschieden zu gehen.
Der Blick in den Social Media Rückblickspiegel
Rückblickend stelle ich mir zeitweise die Frage, ob mir etwas fehlt? Klar, die Reichweite bei Instagram und Co. ist in der Regel eine andere, als wenn man seine Bilder nur auf dem eigenen Blog posted, selbst wenn man den Blog dann in seiner verbliebenen Social Media Bubble auf Mastodon oder Bluesky bewirbt. Kein Algorithmus spült die Bilder in fremde Timelines. Wachstum entsteht durch ‚Mundpropaganda‘ und Boosts, bei denen die eigenen Follower den Link weitertragen. Ein mögliches Wachstum, das irgendwie ehrlicher ist, man versucht keinen Algorithmus auszuspielen, sondern es sind Menschen, die die investierte Arbeit schätzen.
Auf der anderen Seite habe ich mir die Frage gestellt, welche nennenswerte Vorteile mir diese Reichweite (die im Vergleich zu vielen anderen Fotografen ja so oder so auch dort sehr gering war) brachte:
Ich fotografiere aus Leidenschaft. Ich fotografiere, da es mir viel Freude bereitet und ich dabei meist sehr gut abschalten kann. Ich fotografiere nicht, um Geld damit zu verdienen.
Was also hilft mir die Reichweite? Sie steigert die Chance auf Likes! Ein tolles Gefühl, wenn man sein Handy in die Hand nimmt und sieht, wie die Zahl der Likes für Bilder nach oben geht – bis es das nicht mehr tut. Die „besten“ Bilder waren im 3-stelligen Bereich, die „schlechtesten“ im 1-Stelligen. Zunächst fand ich sehr spannend, dass sich die Like Zahlen in den meisten Fällen nicht mit meiner persönlichen Wahrnehmung deckten. Zunächst dachte ich, dass mein Geschmack möglicherweise einfach nicht dem der breiten Massen entspräche, dann reflektierte ich mein eigenes Nutzungsverhalten dort:
App auf, Feed durchscrollen, weniger als 1s am Bild hängen bleiben und ggf. mal einen Doppelklick mit dem Daumen da lassen oder einfach weiterscrollen. Beschäftigung mit dem Bild: annähernd keine! Zumindest in den allermeisten Fällen.
Wird es bei der breiten Masse anders sein? Schaut sich jemand meine Bilder an oder lässt der- oder diejenige einfach per Zufall mal ein Like da? Scrollt er oder sie möglicherweise garnicht so weit, bis meine Bilder zu sehen sind? Wissen werde ich es nie, aber ich denke die breite Masse wird es genau so handeln.
Die neuen Wege sind alte Pfade
Neben dem eigenen Zeigen von Bildern und Texten bin ich auch bei der Betrachtung umgeschwenkt und besuche Fotografen in ihrem virtuellen zu Hause. Da es hier natürlich nicht die eine Anlaufstelle gibt, an der man direkt sieht, wenn einer derer, an deren Inhalt man interessiert ist, etwas neues gepostet hat könnte man meinen, dass es schwieriger sei. Natürlich gibt es keine zentrale Anlaufstelle, die mir zeigt, wenn jemand Neues postet. Man könnte täglich alle Seiten ansurfen, aber das ist wenig praktikabel.
Good News: statt einer zentralen Anlaufstelle, gibt es viele Dezentrale – und die schafft man sich ganz einfach selbst!
Vor rund 20 Jahren startete der große Erfolg der RSS-Feeds, wodurch es sehr einfach wurde an einer Stelle direkt mitzubekommen, ob bei den gefolgten Blogs was neues passiert ist.
Ich habe für mich nach längerer Abstinenz die Opensource-App Netnewswire, die es für den Mac oder iOS gibt installiert und ich füttere sie sukzessive mit den Blogs, denen ich gerne folge. Nach dem ersten Stolpern, weil ein Blog, dem ich folgen wollte nicht den Standardfeedlink bereitstellte habe ich dann ein Tool gefunden, das mir auf der jeweiligen Webseite den Feedlink heraussucht sofern er vorhanden ist.
Ich verbringe wesentlich mehr Zeit auf einer Seite, bei einem Beitrag ohne mehr Zeit am Tag im Internet zu verbringen und, zugegebenermaßen, macht es wesentlich mehr Freude einen solchen Artikel und die Bilder so entschleunigt zu betrachten.
Support your buddies
Versucht es mal Bilder entschleunigt und im Kontext zu betrachten, verbringt Zeit bei den Menschen, die Zeit und Mühe investieren. Und statt eines schnellen Likes: Hinterlasst einen Kommentar!
Lasst uns das Internet wieder nach Hause holen 🙂
PS: viele Grüße an die Autoren, die sich bis jetzt in meinem RSS Reader eingefunden haben
(wer noch nicht drin ist, fehlt nicht mangels Interesse, sondern weil ich einfach noch nicht vorbeigekommen bin und die Reihenfolge stellt keine Wertung dar 😉 )
schaut dort auch unbedingt mal vorbei:
4 comments
Comment by Holger
Holger 3. Februar 2025 at 22:04
Schöner Artikel und ein guter Gedanke… Ich habe früher ™ sehr viele Blogs oder andere Medien über RSS gelesen aber irgendwie ersetzte Twitter mit der Zeit den Feedreader (man fand dort ja auch alles)…
Comment by Stefan
Stefan 10. Februar 2025 at 08:36
Ja, das stimmt. Ich füttere ja bspw. Auch automatisch Mastodon aus meinem Feed. Wenn man dort alle(s) hat, dann brauchts natürlich keinen extra Reader
Comment by Oli
Oli 6. Februar 2025 at 23:13
Vielen Dank für den Link! 😉
Comment by Thomas Füngerlings
Thomas Füngerlings 21. Februar 2025 at 11:36
Gute Idee, schön erklärt, gerne mehr … LG Thomas